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Lassen Sie Ihren Verstand manchmal im Stich?

Aktualisiert: 27. Sept. 2022

Wir unternehmen weite Reisen, um die Wunder dieser Welt zu bestaunen. Dabei liegt das größte aller Wunder so nahe. Es wird aber selten richtig gewürdigt. Ich spreche von uns Menschen. Jedem einzelnen Menschen. Von Ihnen und von mir.


Unser Körper ist ein Hochleistungsmaschine und zu unvorstellbaren Dingen fähig. Unsere Organe arbeiten so selbstverständlich und unauffällig, dass wir unseren Körper in der Regel einfach vergessen. Naja, bis wir Bauch-, Zahn- oder Kopfschmerzen bekommen oder etwas anderes in oder an unserem Körper nicht mehr rund läuft.


Auch unser Verstand ist fantastisch, ein richtiger super-mega-Bio-Computer. Wir können ihn beauftragen, komplizierte mathematische Berechnungen durchzuführen, ellenlange Gedichte oder Lieder zu behalten und jederzeit abrufbereit vorzuhalten.


Außerdem kann er gleichsam automatisch unsere „Alltagsgeschäfte“ führen. Es ist doch wunderbar, dass wir uns beim Autofahren unterhalten oder unseren Lieblingsradiosender genießen können. Stellen Sie sich vor, wie wir damals in der Fahrschule, jede Verkehrssituation individuell beurteilen und Hände und Füße dabei explizit einsetzen mussten, ob und wie zu bremsen oder zu beschleunigen, zu schalten und zu lenken ist.


Oder stellen Sie sich vor, Sie wollen sich die Schuhe zubinden und müssten jedes Mal von Neuem Ihren Fingern vorsingen: „Drüber, drunter, rein und raus und fertig ist die Schleifchenmaus."


Ob Kinderreime, komplizierte, hochkomplexe wissenschaftliche Prozesse oder alltägliche Verhaltensweisen, Wiederholung macht unseren Verstand zum absoluten Meister aller Klassen. Er lernt blitzschnell und übernimmt die Steuerung, alles aus dem Unterbewusstsein.


Wenn wir ihn gewähren lassen, arbeitet er automatisch und unermüdlich unsere akute Lebenssituation ab. Er filtert die Flut von Informationen, die permanent auf unsere Sinnesorgane wirkt. Er weiß aus Erfahrung, was wichtig und unwichtig, gut und nicht gut für uns ist.


Er sortiert aus, was demnach für uns unwichtig ist und reduziert damit die Daten auf praktische, kleine Paket - unsere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster-, die er dann mit einer Beurteilung in unseren Erfahrungsschatz einsortiert und für ihn, jederzeit und in Bruchteilen einer Sekunde wieder abrufbereit, ablegt.


Manchmal, allerdings, läuft es nicht so rund. Irgendetwas passt nicht. Vielleicht kennen Sie das: Gedankenschleifen, ein paar gefühlt schlaflose Nächte, tagsüber nicht bei der Sache zu sein, sich einfach nicht so gut fühlen, den Blues zuhaben. Vielleicht ist man missmutig und reizbar oder igelt sich ein. Wohin nur mit den Gefühlen? Raushauen oder wegdrücken?


Das kann z.B. in Situationen passieren, für die es im Erfahrungsschatz unseres Verstandes noch keine Denk-, Gefühls- oder Verhaltensmuster gibt und wir nicht wissen, was wir tun sollen. Oder wenn der Verstand nur katastrophale Erinnerungsmuster an ähnliche Situationen hat, mit denen er, als er noch jung war, schon nicht klargekommen ist.


Sie müssen wissen, dass Ihr Verstand nicht in der Lage ist, zwischen Aufgabenstellungen zu unterscheiden, die er lösen und die er nicht lösen kann. Er kann auch keine Alternativprogramme ausarbeiten, sondern nur das leisten, was Sie ihm beigebracht haben.


Aber hartnäckig ist er, vielleicht auch ein bisschen stur. Wenn er beim ersten Mal nicht erfolgreich war, will er schon mal gerne mit dem Kopf durch die Wand und versucht dasselbe beim zweiten Mal noch mal, aber mit mehr Kraft und Energie.


Das ist auch erstmal kein Problem. Vielleicht dauern dann das Sortieren und Ablegen nur ein bisschen länger. Ihr Verstand dudelt die Geschichte solange im Kreis, verallgemeinert, tilgt und verzerrt, alles nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“, und legt Ihnen zum Schluss eine plausible, verträgliche Story vor, die er schließlich, wenn Sie damit leben können, abgespeichert und gut ist.


Was aber ist, wenn Ihr Verstand keine verdauliche Story hinkriegt und Ihr Gedankenkarussell Sie kirre macht? Es zu Konflikten in der Familie oder der Firma führt, die sich immer weiter verhärten? Sie sich echt nicht gut fühlen? Wenn Sie mit dem Kopf durch die Wand wollen? Wenn Sie sich nicht mehr einkriegen? Sie unter schlaflosen Nächten leiden, keinen Appetit haben? Oder andersherum, Leidenschaft zur Schokolade entdecken? Es vielleicht mit dem Alkohol übertreiben? Sie letztendlich genug von diesen lauwarm, aufbereiteten Stories haben und bemerken: obwohl doch eigentlich alles gut ist, irgendetwas ... ?





Vielleicht ist es dann genau die richtige Zeit, Ihrem Verstand unter die Arme zu greifen und den Autopiloten mal auszuschalten. Vielleicht ist es dann auch genau die richtige Zeit, dass Sie sich mal ein paar Ihrer guten alten Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster anschauen, hinterfragen und sich vielleicht einige neue und angemessenere Muster gönnen, die besser zu Ihrem aktuellem Ich passen.






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