Stellen Sie sich vor:
Ein junger Mann steht in einer U-Bahn-Station und spielt auf seiner Geige. Menschen hasten an ihm vorbei. Einer wirft eine Münze in den Geigenkasten. Ein anderer bleibt kurz stehen, hört zu, blickt auf die Uhr und geht weiter. Eltern ziehen ihre Kinder vorbei, obwohl einige von ihnen stehen bleiben wollen, um zuzuhören.
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Dieses Szenario ereignete sich am Morgen des 12. Januar 2007 in Washington D.C.
Nichts Ungewöhnliches – wäre der Geiger nicht Joshua Bell gewesen, einer der berühmtesten Musiker der Welt, und hätte er nicht auf einer Stradivari gespielt, die er für 4 Millionen Dollar erworben hatte. Bell spielte knapp eine Dreiviertelstunde, während rund 1.100 Menschen an ihm vorbeigingen. Nur zehn blieben kurz stehen, eine Person erkannte ihn. Am Ende des Experiments lagen 32 Dollar in seinem Geigenkasten – 20 davon von der Person, die Bell erkannt hatte.
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Was geht uns sonst noch im Alltag so alles vorbei?
Und dabei geht es nicht nur um die schönen oder aufregenden Gelegenheiten, die das Leben uns bietet, sondern auch um die Schätze in uns selbst, die darauf warten, entdeckt zu werden.
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Achtsamkeit – ein Begriff, der in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit bekommen hat – ist keine neue Modeerscheinung. Sie reicht über 2.500 Jahre zurück und wurde bereits von Buddha in seiner Lehrrede zur Achtsamkeit thematisiert.
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Achtsamkeit ist für unsere Psyche das, was Waschen für unseren Körper ist.
Es bedeutet, Ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten, ohne zu urteilen, ohne in der Vergangenheit oder Zukunft zu verweilen. Es ist ein Ankommen bei sich selbst, um innere Ruhe und Gelassenheit zu finden – im Einklang von Körper, Geist, Gefühlen und Sinnen.
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Meditation ist eine Möglichkeit, Achtsamkeit zu praktizieren, aber Sie können auch achtsam sein, ohne zu meditieren. Es gibt zahlreiche Achtsamkeitsübungen, die Sie ausprobieren können. Mit der Zeit und Übung werden Sie eine Methode finden, die zu Ihnen passt. Sie werden lernen, sich in stressigen Momenten herauszunehmen, zur Ruhe zu kommen und gelassener weiterzumachen.
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Es dauert nicht lange, bis Sie beginnen, die positiven Veränderungen an sich zu spüren.
In den Momenten, in denen alles zu viel wird, in denen Sie sich wie ein tanzender Tischtennisball auf einem Wasserstrahl fühlen, werden Sie in der Lage sein, innezuhalten. Sie werden sich selbst beruhigen können und aus dem Angriffs- oder Fluchtmodus in eine klare, hilfreiche Handlung übergehen.