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AutorenbildMatthias Schoenfeldt

Stille, wir müssen reden ...

Lange Zeit warst du meine treue Begleiterin. In schwierigen Momenten hast du mir Schutz geboten, wenn das Leben zu laut, zu schmerzhaft und einfach überwältigend wurde. Auf dich konnte ich mich verlassen, wenn mir alles zu viel wurde. Dafür danke ich dir. Du warst mein Schutzschild – vor allem, was ich nicht ertragen konnte.


Doch jetzt ist es Zeit, etwas zu verändern. Deine Anwesenheit hat mir geholfen, zu überleben, aber ich sehe jetzt, dass du mich auch davon abgehalten hast, mein Leben wirklich zu spüren. Du hast mich geschützt, aber auch von mir selbst entfernt – von den Menschen um mich herum und von meinen eigenen Gefühlen.


Ich schätze, was du für mich getan hast. Du hast mir geholfen, durchzuhalten, wenn ich stark sein musste. Du hast mir den Raum gegeben, mich zu sammeln, bevor ich mich den Herausforderungen gestellt habe. Du hast mich vor den Gefühlen bewahrt, die mich überwältigt hätten. Mit dir war es einfacher, als mich dem Schmerz zu stellen.


Aber dein Schutz hat seinen Preis.




Ja, Stille, du hast mir Ruhe gebracht, aber auch Leere hinterlassen. Du hast mich abgeschirmt, aber auch verhindert, dass ich echte, tiefe Verbindungen eingehen konnte – mit anderen und mit mir selbst.


Jetzt ist es an der Zeit, Verantwortung für meine Gefühle zu übernehmen. Ich kann dich nicht länger als Schutzschild benutzen. Ich möchte nicht mehr meine Ängste verstecken, meine Trauer ignorieren oder meine Wut unterdrücken. Es ist an der Zeit, all das zu fühlen.

Ja, Stille, es wird schmerzhaft sein. Und ja, es wird Kraft kosten. Aber nur so werde ich Frieden finden.


Ich möchte meine Gefühle spüren, ohne von ihnen überrollt zu werden. Ich will lernen, meine Angst anzunehmen, ohne dass sie mich lähmt. Meine Trauer möchte ich zulassen, ohne darin zu versinken. Meine Wut will ich spüren und in etwas Konstruktives verwandeln.

Ich möchte nicht länger nur Zuschauer in meinen eigenen Beziehungen sein. Ich will wirklich da sein – für mich selbst und für die Menschen, die mir wichtig sind. Ich werde aufhören, mich hinter dir zu verstecken.


Ich werde dich nicht ganz verlassen, Stille. Es wird immer Momente geben, in denen ich dich brauche, um Ruhe und Klarheit zu finden. Aber ab jetzt entscheide ich, wann du mich beschützen darfst.

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